In: Europa ethnica: Zeitschrift für Minderheitenfragen ; mit offiziellen Mitteilungen d. Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen, Band 70, Heft 3, S. 96-101
Der Beitrag beschränkt sich zur Erklärung des Völkermords an den Armeniern 1915/16 durch die Türken auf die Entstehung und Rolle des jungtürkischen visionären Staatskonzepts als dem ideologischen Diskursfeld, das den entscheidenden Hintergrund für die physische Vernichtung der Armenier abgibt. Der Genozid an den Armeniern war jedoch nicht nur ein spezifischer Teilprozeß der Entwicklung des Osmanischen Reichs zum modernen türkischen Nationalstaat. Der Völkermord muß als eigener, in sich geschlossener Transformationsprozeß begriffen werden. Er ist die paradoxe Folge einer gesellschaftlichen Transformation, an deren Ausgangspunkt die bürgerlichen Visionen von Gleichheit, Freiheit, Partizipation und Fortschritt standen. Der Autor prägt für dieses Phänomen den Begriff "modernisierender Völkermord". (pre)
Genozid und Moderne: Strukturen kollektiver Gewalt im 20. Jahrhundert. Einleitung -- Vom Versprechen, das wir sind. Versuch einer Annäherung an das Thema »Genozid und Moderne« -- Das Jahrhundert der Lager? -- Die Rationalität, die Moderne und der Holocaust -- Vernichtung als politische Kategorie im Denken des 20. Jahrhunderts -- Genozid oder Zwangsmodernisierung? Der moderne Kolonialismus in universalgeschichtlicher Perspektive -- Jungtürkische Visionen und der Völkermord an den Armeniern -- Antisemitismus und Rassismus -- Der Weg zur Vernichtung der europäischen Juden -- Massenmord und Moral. Einige Überlegungen zu einem mißverständlichen Thema -- GULag — Hinterhöfe des Stalinismus -- Genozid — Ein historischer Überblick -- Pluralismus und Humanismus in der Genozidforschung -- Wissenschaft, Modernität und autorisierter Terror -- Die Armenierfrage und das Völkerrecht in der Zeit des Ersten Weltkrieges. Zum Wirken von André Mandelstam -- Bekämpfung von Völkermord: Konzepte des Völkerrechts -- Zu den Autoren.
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Generation und Gedächtnis -- Diesseits des »Floating Gap«. Das kollektive Gedächtnis und die Konstruktion von Identität im wissenschaftlichen Diskurs -- Erinnern, um dazuzugehören. Kulturelles Gedächtnis, Zugehörigkeitsstruktur und normative Vergangenheit -- Traditionelles Erinnern und historische Verantwortung -- Eingedenken — Das Gedächtnis der oder in der jüdischen Tradition -- Gedenken in Deutschland -- Die moralische Verantwortlichkeit des Historikers -- Geschichte als »Erinnerungskultur« -- Funktionsgedächtnis und Speichergedächtnis — Zwei Modi der Erinnerung -- Die Erfahrung der Katastrophe in der Literatur der Armenier -- Wahrnehmende Geschichtlichkeit, kollektives Gedächtnis und historisches Wissen -- Gedächtnis und Zeitfigurationen. Zur Diagnose und Therapie modernen Zeitbewußtseins -- Zeugnis der Vernichtung. Über strukturelle Erinnerungen und Erinnerung als Leitmotiv des Überlebens -- Gedächtniselemente in der Generationenübertragung. Zu biographischen Konstruktionen von Überlebenden des Genozids an den Armeniern -- Zu den Autoren.
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